„Noch mal! Noch mal! Noch mal!“

Ein Sonntag im Herbst. Der Wind lässt bunte Blätter über den Asphalt tanzen. Schnell ziehende, graue Wolken spiegeln sich im Wasser der Pfützen. Wir sind im Offroad-Parcours am BILSTER BERG. Heute lassen sich fünf Wagemutige von Instruktor Michael Retzmann im Fahren abseits der Straßen schulen.

Michael Retzmann ist ein Allrounder am BILSTER BERG. Eines seiner „Babys“ ist der Offroad-Parcours, den er seit der Bauphase 2011 mitgestaltet hat. Damals war die Prämisse, auf dem vorhandenen Areal möglichst viele verschiedene Passagen entstehen zu lassen und dabei die Ursprünglichkeit des Geländes zu erhalten. Seitdem wurde der Parcours an manchen Stellen erweitert, an anderen Stellen entschärft und umfasst heute 26 Passagen in vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen.

„Die SUV-Passagen funktionieren sehr gut für alle Fahrzeuge mit 4×4 Antrieb. Ab der blauen Stufe sollten die Fahrzeuge ein Untersetzungsgetriebe besitzen und für die schwarzen Pisten ist ein Sperrdifferenzial erforderlich,“ erklärt Michael Retzmann.

Der Parcours verlangt den Teilnehmern einiges ab. Zu Beginn des Trainings geht es durch die leichteren SUV-Passagen, über Steine und durch Sand. Doch schon bald sehen sich die Teilnehmer dem Canyon gegenüber. Die Hänge sind steil und stehen eng bei einander. Sören Clamors und sein Beifahrer jauchzen in ihrer Mercedes G-Klasse. Trotz geschlossener Fenster hört man sie draußen lauthals lachen. Die G-Klasse steht so schräg, dass man von außen das Gefühl hat, sie müsse gleich umkippen. Nur zwei Meter weiter hebt hinten links das Rad ab und schwebt gut einen Meter in der Luft, während sich die Schnauze vorne sehr dem Boden nähert. „Sehr geil!“ hört man Sören Clamors begeistert rufen.

Udo Schlüter hingegen hat sich mit seinem Land Rover Discovery leicht im Canyon verhakt. Die Vorderräder stehen schief und beginnen auf den nassen Blättern zu rutschen. Udo wirkt angespannt, schafft es schließlich dennoch, die Situation zu meistern. Sein Gesichtsausdruck: ein Gedicht! Breites Grinsen und rausgestreckte Zunge! Die Erleichterung und pure Freude sind ihm anzusehen.

In den Pausen kommen die Teilnehmer an der SUV-Halle direkt neben dem Parcours zusammen. Sören Clamors springt aus der G-Klasse und ruft: „Noch mal! Noch mal! Noch mal!“ Die Gruppe lacht und springt mit Begeisterung wieder in die Fahrzeuge, um die nächste schwierigere Sektion auszuprobieren.

Michael Retzmann erklärt: „Am Ende ist es egal, wie viele Sperren oder PS das Auto hat. Die Bereifung muss passen. Mit schlechten Reifen bringen auch die besten technischen Raffinessen nichts.“

Das erfährt auch Benjamin Aschmann mit seinem Volkswagen Amarok am eigenen Leib. Sein Auto – nein – seine Reifen weigern sich hartnäckig den schwarzen Teil der Klippenabfahrt hochzufahren. Immer wieder muss er abbrechen und zurückrollen, während die anderen Teilnehmer zuschauen. Instruktor Michael Retzmann steht ihm zur Seite und gibt Anweisungen über Funk: „Du musst weiter rechts rüber, bis in die Böschung. Da hast du Gripp.“ Dank der Unterstützung hat Benjamin Aschmann auch diese Sektion geschafft und gesteht schmunzelnd: „Das ärgert mich jetzt doch ein bisschen. Vor all den anderen…“ Inga Schweitzer, die mit ihrem Suzuki Grand Vitara die SUV-Variante der Klippenabfahrt mit Leichtigkeit überwunden hat, entgegnet mitfühlend: „Man muss es sich trauen – in dem Moment.“

Das stimmt, denn „schnell geradeaus fahren, kann jeder“, wie Michael Retzmann mit einem Augenzwinkern anmerkt. „Aber im unwegsamen Gelände unterwegs zu sein, das ist etwas ganz Besonderes. Denn obwohl viele Leute SUVs besitzen, ist deren artgerechter Einsatz im öffentlichen Raum meist verboten.“

Norbert Wagner ist es ebenso ergangen. „Ich besitze meinen Range Rover nun schon seit zwei Jahren, doch heute ist das erste Mal, dass ich mit ihm im Gelände unterwegs bin. Obwohl ich früher regelmäßig Geländetrails gefahren bin, tue ich mich heute schwer, da ich mein Auto und seine Geländefähigkeiten in diesem Umfeld gar nicht einschätzen kann.“

Und Udo Schlüter fügt lachend hinzu: „Hier sind Knöpfe im Cockpit, die habe ich draußen auf der Straße noch nie benutzt!“

Mit Sören Clamors Schlachtruf „Noch mal! Noch mal! Noch mal! Und jetzt ohne Fehler!“ geht es in die letzte Runde durch Wasserlöcher, über Geröll, die hölzerne Buckelpiste entlang und steile Abhänge hinab. Am Ende sind alle begeistert von dem, was ihre Fahrzeuge geleistet haben. So unterschiedlich diese auch sind, so haben alle passende Herausforderungen für sich gefunden und diese gemeistert, ihre Fahrzeuge besser kennen gelernt und jede Menge Spaß gehabt. Das schreit nach „Noch mal“ beim nächsten Training im Offroad-Parcours am BILSTER BERG.

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